Darüber schreiben wir heute:
Deutschland steht am Scheideweg bei der Dringlichkeit der digitalen Transformation. In den letzten Jahrzehnten war die deutsche Wirtschaft durch Ingenieurskunst, Präzision und bewährte Geschäftsmodelle erfolgreich. Doch im Zeitalter von künstlicher Intelligenz, Cloud-Computing und global vernetzten Märkten geraten traditionelle Stärken allein zunehmend an ihre Grenzen. Digitale Irrelevanz – also das Abgehängtsein im digitalen Wettbewerb – ist vom abstrakten Risiko zur greifbaren Gefahr geworden. Für Unternehmen aller Branchen und Größen in Deutschland bedeutet dies: Wer jetzt nicht entschlossen handelt, läuft Gefahr, dauerhaft an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren und vom Markt zu verschwinden.
Die Anzeichen für einen digitalen Rückstand sind unübersehbar. Zahlreiche Studien und Umfragen zeigen, dass Deutschland im internationalen Vergleich der Digitalisierung maximal Mittelmaß ist und in einigen Bereichen deutlich zurückfällt. Sowohl im europäischen Digitalisierungsindex als auch in globalen Rankings rangiert die Bundesrepublik oft nur im Mittelfeld. Das allein wäre noch kein Grund zur Panik, doch die Details dahinter sind alarmierend:
Dabei spielt die Unternehmensgröße keine entscheidende Rolle: Sowohl der kleine Familienbetrieb im Handwerk als auch der globale Automobilkonzern sieht sich ähnlichen digitalen Herausforderungen ausgesetzt. Natürlich unterscheiden sich die Ressourcen und Strukturen – ein Konzern hat mehr Kapital und Personal, aber auch schwerfälligere Prozesse, während ein Start-up oder Mittelständler agiler sein kann, jedoch oft Know-how und Finanzierung extern suchen muss. Doch letztlich gilt für alle: Die Regeln des Geschäfts wandeln sich durch die Digitalisierung grundlegend, und wer hier nicht Schritt hält, läuft unabhängig von seiner bisherigen Größe Gefahr, Marktanteile zu verlieren.
Die Zusammenarbeit von etabliertem Mittelstand und innovativen Start-ups bietet dabei große Chancen für die Beteiligten und die Wirtschaft insgesamt. Auch könnte das demografiebedingt nachlassende Wachstumspotenzial der deutschen Wirtschaft steigen.
Innovationen „Made in Germany“ – vor allem digitale Geschäftsmodelle – sind eher die Ausnahme als die Regel, und Branchenpioniere kommen häufig aus den USA oder Asien. Zugleich offenbaren Krisen wie die COVID-19-Pandemie oder die aufkommende “Beziehungspause” zu den USA, schlagartig die Defizite – zum Beispiel wenn plötzlich Homeoffice und Online-Services gefragt sind und viele Firmen unvorbereitet dastehen.
Für deutsche Unternehmerinnen und Unternehmer – vom kleinen Familienbetrieb bis zum DAX-Konzern – ergibt sich daraus eine klare Botschaft: Es reicht nicht mehr, auf bewährten Erfolgsrezepten auszuruhen. Die Weltwirtschaft wird digital neu vermessen. Kunden erwarten reibungslose digitale Dienstleistungen, Mitarbeiter verlangen moderne Arbeitsumgebungen, und neue Wettbewerber drängen mit disruptiven Innovationen auf den Markt. In diesem Umfeld entscheidet sich die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens daran, wie gut es die digitale Transformation meistert. „Handlungsbedarf jetzt erkennen“ ist daher nicht bloß ein Schlagwort, sondern eine überlebenswichtige Aufforderung. Denn digitale Irrelevanz ist kein plötzliches Ereignis, sondern das Ergebnis vieler versäumter Chancen – und diese Summe an Versäumnissen gilt es ab sofort zu vermeiden.

ERKENNBARKEIT DER DRINGLICHKEIT DER DIGITALEN TRANSFORMATION DURCH GERINGE INNOVATIONSDYNAMIK
Ein zentrales Alarmzeichen für drohende digitale Irrelevanz ist die schleppende Innovationsdynamik in vielen deutschen Unternehmen. Zwar hat die Digitalisierung in den letzten Jahren in fast allen Branchen Einzug gehalten, doch oft beschränkt sie sich auf kleine Schritte statt auf bahnbrechende Neuerungen. Viele Firmen nutzen digitale Technologien primär, um bestehende Prozesse effizienter zu machen – weniger jedoch, um völlig neue Geschäftsmodelle oder Produkte zu entwickeln. So geben etwa zwei Drittel der Unternehmen an, dass ihr Hauptmotiv für Digitalisierungsprojekte die Steigerung der Prozesseffizienz und Kostensenkung ist, während nur eine Minderheit gezielt Innovationen vorantreibt. Digitalisierungsinitiativen dienen häufig dazu, „den Laden am Laufen zu halten“, anstatt neue Märkte zu erschließen oder radikal andere Wege zu gehen.
Diese Zurückhaltung bei echten digitalen Innovationen zeigt sich auch in erschreckenden Umfragewerten: Über 80 % der Unternehmen sind der Meinung, dass die aktuelle Schwäche der deutschen Wirtschaft mit einer zu zögerlichen Digitalisierung zusammenhängt. Rund drei Viertel sagen sogar offen, dass Deutschland durch das langsame Tempo bei der Digitalisierung bereits Marktanteile verloren hat. Die Erkenntnis ist also da – doch in der Praxis fällt es vielen schwer, entsprechend zu handeln. Eine Mehrheit der Firmen gibt zu, Probleme bei der Bewältigung der digitalen Transformation zu haben. Noch vor wenigen Jahren sahen sich deutlich weniger Unternehmen überfordert, doch die Zahl derjenigen, die im Digitalisierungsprozess ins Stocken geraten, steigt Jahr für Jahr an. Nur etwa ein Drittel betrachtet sich selbst als Vorreiter in Sachen Digitalisierung, während sich fast zwei Drittel als Nachzügler einstufen. Alarmierend ist, dass inzwischen in Umfragen sogar ein kleiner Prozentsatz der Firmen angibt, den Anschluss bereits verpasst zu haben – was nichts anderes heißt, als dass sie sich jetzt schon für digital irrelevant halten oder kurz davor stehen. Ebenfalls wächst die Angst um die eigene Zukunft: Etwa jeder vierzehnte Betrieb sieht seine Existenz durch die Digitalisierung gefährdet, Tendenz steigend. Solche Einschätzungen kommen nicht von außenstehenden Kritikern, sondern von den Unternehmen selbst – ein deutlicher Hinweis darauf, wie ernst die Lage intern eingeschätzt wird.
Ein weiteres Symptom des Innovationsdefizits: Zahlreiche Unternehmen entwickeln gar keine neuen digitalen Geschäftsmodelle. Schätzungen zufolge verzichtet fast ein Drittel der deutschen Firmen vollständig darauf, digitale Produkte oder Dienste zu konzipieren. Sie belassen es bei ihrem angestammten Geschäftsmodell und digitalisieren höchstens dessen Randbereiche. Doch in einer Welt, in der selbst traditionelle Branchen von Plattformökonomien und datengetriebenen Services umgekrempelt werden, ist das ein riskantes Verhalten. Kunden erwarten zunehmend digitale Komponenten selbst bei klassischen Produkten – sei es eine App zur Ergänzung eines physischen Produkts, Echtzeit-Datenservices oder Online-Plattformen zur Interaktion. Wer hier nichts anbietet, wirkt schnell altmodisch. Es genügt künftig nicht mehr, das qualitativ beste mechanische Gerät oder die zuverlässigste analoge Dienstleistung anzubieten, wenn diese nicht intelligent vernetzt ist oder keine digitale Wertschöpfung erlaubt.
Die aktuellen Zahlen zur Umsatzstruktur untermauern dieses Bild. Der Anteil der digitalen Produkte und Dienstleistungen am Gesamtumsatz ist bei den meisten deutschen Unternehmen noch gering. Nur eine kleine avantgardistische Gruppe – etwa sieben von hundert Unternehmen – erzielt schon die Hälfte oder mehr ihres Umsatzes mit digitalen Angeboten. Bei der großen Mehrheit stammen aber 90 % oder mehr der Umsätze aus dem traditionellen, nicht-digitalen Geschäft. Und was noch besorgniserregender ist: Viele Unternehmen planen hierauf bezogen keine drastische Änderung in den nächsten Jahren. Prognosen zeigen, dass auch in fünf Jahren der Anteil der Firmen, die signifikante digitale Umsatzanteile erreichen, kaum höher liegen wird. Statt einer Aufholjagd beim digitalen Geschäft zeichnet sich eher ein behäbiger, vorsichtiger Anstieg ab. Viele Firmen wollen sich „schrittweise“ in die digitale Welt bewegen und vermeiden bewusst disruptive Sprünge. Dieses Vorgehen mag aus Sicht der risikoaversen deutschen Unternehmenskultur verständlich sein – es birgt aber die Gefahr, den Anschluss an schnellere internationale Wettbewerber zu verlieren.

VERALTETE IT-INFRASTRUKTUR ALS KRITISCHES WARNZEICHEN
Ein weiteres deutliches Anzeichen für einen digitalen Rückstand ist eine veraltete IT-Infrastruktur. In vielen Betrieben hat sich über Jahre oder Jahrzehnte eine heterogene Ansammlung von Altsystemen („Legacy-Systemen“) angesammelt, die oft nur mit Mühe den aktuellen Anforderungen genügt. Vielerorts laufen noch Server, Betriebssysteme oder Datenbanken, die längst das Ende ihres Lebenszyklus erreicht haben. Umfragen zufolge schätzt fast die Hälfte der deutschen Führungskräfte, dass ihre geschäftskritische IT-Infrastruktur veraltet oder akut erneuerungsbedürftig ist – ein Befund, der Sorge bereitet. Tatsächlich zeigen Studien, dass gut 44 % der zentralen IT-Systeme als „End-of-Life“ eingestuft werden können, was bedeutet, dass Herstellerunterstützung ausläuft und Sicherheitsupdates rar werden. Mehr als die Hälfte der Entscheider gibt an, aufgrund dieser veralteten Technik besorgt zu sein, da sie die Zukunftsfähigkeit ihres Unternehmens bedroht.
Eine solche veraltete IT-Infrastruktur äußert sich in vielfältigen Problemen im Alltag: Systeme sind langsam, störanfällig und nur bedingt skalierbar. Die Mitarbeiter klagen vielleicht über regelmäßig abstürzende Software oder minutenlange Ladezeiten, wenn große Dateien geöffnet werden. Wichtige Geschäftsprozesse laufen auf alten ERP-Lösungen oder individueller Software, die vor vielen Jahren entwickelt wurde und seitdem allenfalls punktuell angepasst wurde. Die Folge: Schnittstellen zu moderner Software fehlen, Automatisierungspotenziale bleiben ungenutzt und Daten liegen in Silos gefangen. Ein typisches Beispiel ist die mangelhafte Integration – etwa wenn Vertrieb, Lager und Produktion jeweils separate IT-Systeme nutzen, die nicht miteinander kommunizieren, weil eine durchgängige Modernisierung unterblieben ist. Neue digitale Tools, sei es eine KI-Analysesoftware oder eine Cloud-Anwendung, lassen sich dann nur mit großem Aufwand anbinden, sofern überhaupt. Die Unternehmen „schleppen“ ihre alte IT quasi mit, was die Umsetzung innovativer Digitalprojekte erschwert.
IT-SICHERHEIT UND EXTERNE INFRASTRUKTUR
Hinzu kommt: Veraltete IT ist ein Sicherheitsrisiko. Systeme, für die es keine regelmäßigen Updates mehr gibt, werden zu potenziellen Einfallstoren für Cyberangriffe. Tatsächlich fühlen sich in Deutschland nur rund ein Drittel der Unternehmensverantwortlichen gut gerüstet, um einen Cyberangriff auf ihre IT zu managen. Dabei betrachten fast zwei Drittel Cyberattacken als die größte Bedrohung für ihre Infrastruktur. Diese Diskrepanz zeigt, dass viele wissen: Die Abwehrkraft unserer alten IT reicht nicht aus. Oft sind Sicherheitslücken bekannt, aber sie können mangels Updates oder wegen fehlender Ressourcen nicht geschlossen werden. Hacker nutzen gezielt Schwachstellen in veralteten Systemen. Ein einziger erfolgreicher Angriff kann dann zum kompletten Stillstand führen – ein Alptraum, der leider längst nicht mehr hypothetisch ist. Wir hören regelmäßig von Produktionsbetrieben oder Krankenhäusern, die durch Ransomware lahmgelegt wurden, weil irgendwo ein ungepatchter Server im Einsatz war.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass viele Entscheider ihre eigene IT-Landschaft zunächst positiv bewerten – bis man genauer nachfragt. Rund neun von zehn Führungskräften glauben, ihre IT-Infrastruktur sei „grundsätzlich erstklassig“. Aber nur ein Drittel von ihnen ist der Meinung, dass diese Infrastruktur auch zukunftssicher aufgestellt ist. Dieses Paradox legt nahe: Man ist sich der historischen Leistungsfähigkeit der eigenen IT bewusst (sie hat ja über Jahre funktioniert), übersieht aber, dass sie für kommende Anforderungen womöglich nicht gewappnet ist. Die Geschwindigkeit des technologischen Fortschritts ist enorm – über 60 % der Unternehmen geben zu Protokoll, dass sie Mühe haben, mit dem Tempo neuer Technologien mitzuhalten. Was heute „State of the Art“ ist, kann in fünf Jahren bereits veraltet sein. Doch viele IT-Landschaften in deutschen Firmen werden seltener grundlegend erneuert, sondern eher stückweise geflickt. Der sprichwörtliche „Technologiebaukasten“ enthält dann Komponenten aus verschiedensten Generationen – ein bisschen High-Tech hier, daneben aber noch Relikte aus den 2000ern oder 90ern. So entsteht ein Gefälle in der Leistungsfähigkeit: Einige Prozesse sind modernisiert, andere hängen komplett zurück.
Neben der internen IT-Infrastruktur spielt auch die externe digitale Infrastruktur eine Rolle – ein Bereich, in dem Deutschland seit Jahren hinterherhinkt. Schnelles Internet ist die Grundvoraussetzung für nahezu jede digitale Anwendung, doch noch immer gibt es gerade in ländlichen Regionen und selbst in manchen Gewerbegebieten Defizite beim Breitbandausbau. Während andere Industrienationen bereits flächendeckend Glasfaser und 5G-Mobilfunk bieten, sind in Deutschland noch viele Anschlüsse auf alten Kupferleitungen oder langsamem DSL. Die Regierung hat das Ziel ausgegeben, bis 2025 mindestens die Hälfte aller Haushalte und Unternehmensstandorte mit Glasfaser zu versorgen. Doch Mitte der 2020er Jahre lag die Quote tatsächlich verfügbarer Glasfaseranschlüsse erst bei rund 20 bis 30 % – während etwa in Spanien oder Schweden deutlich über die Hälfte der Haushalte Glasfaser hat. Dies bedeutet: In vielen Büros und Fabriken rauschen die Daten nach wie vor mit begrenzter Geschwindigkeit durchs Netz. Für datenintensive Anwendungen wie Cloud-Computing, Videokonferenzen oder IoT-Plattformen ist das ein Hemmschuh. Wenn etwa ein Handwerksbetrieb auf dem Land zwar modernste Software einsetzen möchte, aber nur eine instabile, langsame Internetverbindung hat, wird jeder Digitalisierungsschritt zur Frustrationsprobe.
Ähnlich sieht es bei der Mobilfunkversorgung aus. Noch bis vor kurzem waren Funklöcher – also Gebiete ohne Handyempfang – in Deutschland ein alltägliches Ärgernis, selbst entlang wichtiger Verkehrswege. Zwar verbessert sich die Situation mit dem Ausbau von 4G/LTE und 5G kontinuierlich, doch es gibt nach wie vor Regionen, in denen mobiles Internet unzuverlässig ist. Für Unternehmen, die auf mobile Anwendungen setzen oder deren Mitarbeiter im Außendienst auf Daten zugreifen müssen, ist das ein kritischer Punkt. Moderne Logistik etwa arbeitet mit vernetzten Fahrzeugen und Echtzeit-Tracking – funktioniert aber nur bei lückenloser Netzabdeckung. Wenn das Netz ausfällt, stockt der Informationsfluss. Die digitale Infrastruktur des Landes bildet sozusagen das Fundament, auf dem die Unternehmens-IT aufbaut. Ist dieses Fundament rissig, wackelt auch das schönste Digitalisierungsvorhaben.

FEHLENDE DIGITALE KOMPETENZEN UND FACHKRÄFTEMANGEL
Ein drängender Engpass betrifft die Menschen: Fehlende digitale Kompetenzen und ein akuter Fachkräftemangel tragen massiv zum Rückstand bei. Einer der drängendsten Engpässe, der zur digitalen Rückständigkeit beiträgt, ist der Mangel an den richtigen Kompetenzen. Digitalisierung wird letztlich von Menschen umgesetzt – doch genau an diesen Menschen fehlt es vielerorts, sei es quantitativ oder qualitativ. Zum einen herrscht ein eklatanter Fachkräftemangel im IT-Bereich: Gut ausgebildete Softwareentwickler, Datenanalysten, KI-Spezialisten, IT-Sicherheitsexperten und andere digitale Profis sind in Deutschland rar und heiß umkämpft. Zum anderen gibt es auch in der breiten Belegschaft oft Defizite bei allgemeinen digitalen Fähigkeiten – viele Arbeitnehmer verfügen nicht über das nötige Know-how, um moderne Technologien optimal zu nutzen. Diese beiden Facetten – Spezialistenmangel und geringe digitale Breitenkompetenz – ergeben zusammen ein ernstes Problem.
DIE DIMENSION DES FACHKRÄFTEMANGELS
Aktuell bleiben in Deutschland zehntausende Stellen für IT-Expertinnen und -Experten unbesetzt. Im Jahr 2023 erreichte die Zahl offener IT-Stellen einen neuen Höchststand von rund 149.000 – Tendenz steigend. Das sind nicht nur abstrakte Zahlen, dahinter stehen Unternehmen, die wichtige Projekte nicht vorantreiben können, weil schlicht das Personal fehlt. Drei von vier Unternehmen erwarten, dass sich dieser Mangel in den kommenden Jahren noch verschärfen wird. Gerade einmal verschwindend geringe 2 % der Unternehmen glauben, dass das Angebot an IT-Fachkräften derzeit ausreichend ist. Die meisten spüren das Gegenteil täglich: Wer eine Stelle für einen Data Scientist oder Cloud-Architekten ausschreibt, erhält mitunter monatelang keine qualifizierte Bewerbung. Tatsächlich berichten etwa 26 % der Unternehmen, dass sie faktisch keinerlei Bewerbungen auf ausgeschriebene IT-Stellen bekommen. Im Durchschnitt dauert es fast acht Monate, eine offene IT-Position zu besetzen – falls sie überhaupt besetzt werden kann. Einige Firmen suchen über ein Jahr nach geeigneten Leuten. Diese Rekrutierungszeiten sind in der schnelllebigen Digitalwirtschaft verheerend: Während man noch sucht, ziehen Wettbewerber vielleicht schon mit neuen Projekten davon.
Die Ursachen für diesen Fachkräftemangel sind vielfältig. Die Bildungs- und Ausbildungsstätten können den Bedarf kaum decken: Zwar nehmen die Absolventenzahlen in der Informatik langsam zu, aber von ausreichendem Nachschub kann keine Rede sein. Jährlich schließen rund 30.000 bis 35.000 Studierende ein IT-bezogenes Studium ab – dem stehen jedoch weit mehr freie Stellen gegenüber. Zudem liegt die Abbruchquote in vielen Informatikstudiengängen jenseits der 50 %, und Frauen sind in diesen Fächern weiterhin stark unterrepräsentiert. Auch die duale Ausbildung im IT-Bereich (z.B. als Fachinformatiker/in) verzeichnet nicht genügend steigende Absolventenzahlen, um die Lücke zu füllen. Kurz gesagt: Aus dem Inland kommen zu wenige neue IT-Fachkräfte nach. Gleichzeitig gestaltet sich die Gewinnung von Expertinnen und Experten aus dem Ausland schwierig. Obwohl inzwischen gesetzliche Erleichterungen für die Zuwanderung von Fachkräften geschaffen wurden, klagen Unternehmen über bürokratische Hindernisse und lange Verfahren, bis ein ausländischer Spezialist tatsächlich im Betrieb starten kann. Deutschland steht hier im globalen Wettbewerb um Talente – und verliert oft, weil hochqualifizierte IT-Experten eher in Länder mit attraktiveren Bedingungen und höherem Tempo gehen.
DEFIZITE IN DER BREITEN BELEGSCHAFT
Doch nicht nur an Spezialisten hapert es. Ein weiterer Aspekt ist die generelle digitale Kompetenz der Belegschaften. Hier zeigt sich ein gemischtes Bild: Auf der einen Seite sind jüngere Mitarbeiter oft „digital natives“ und bringen private Technikaffinität mit in den Job. Auf der anderen Seite gibt es erhebliche Unterschiede nach Alter, Berufsfeld und Unternehmensgröße. Untersuchungen zeigen, dass insgesamt nur gut die Hälfte der Bevölkerung über mindestens grundlegende digitale Kenntnisse verfügt (in führenden Ländern wie den Niederlanden sind es dagegen über 80 Prozent) – im EU-Vergleich liegt Deutschland damit nur im Mittelfeld. Das bedeutet, dass ein beträchtlicher Teil der Arbeitnehmer Schwierigkeiten hat, komplexere digitale Anwendungen zu bedienen, Daten sicher zu handhaben oder etwa neue Software selbstständig zu erlernen. In kleineren Unternehmen wird die Bedeutung von digitalen Skills mitunter unterschätzt: Rund ein Drittel der kleinen Betriebe meint, Data Analytics oder fortgeschrittene IT-Kenntnisse seien für ihr Geschäft nicht relevant. Oft erst wenn der Druck steigt, merken sie, dass ihnen wichtige Fähigkeiten fehlen.
Die Konsequenz dieser Kompetenzlücken: Selbst wenn die nötige Technologie angeschafft wird, kann sie nicht voll genutzt werden. Beispielsweise könnten Firmen theoretisch Unmengen an Daten über ihre Produktion oder ihre Kunden sammeln – doch ohne Mitarbeiter, die diese Daten auswerten und interpretieren können, bleibt dieses Potenzial ungenutzt. In vielen Unternehmen gibt es niemanden, der Machine-Learning-Modelle entwickeln oder auch nur die Ergebnisse eines Analytik-Tools sinnvoll interpretieren könnte. Oder es fehlt an Know-how, um Prozesse zu digitalisieren – Angestellte halten am Gewohnten fest, weil sie nie darin geschult wurden, mit den neuen digitalen Werkzeugen zu arbeiten. Teilweise herrscht auch Verunsicherung oder Angst: Mitarbeiter fürchten, sich mit der neuen Software zu blamieren, oder sie haben Sorge, durch Automatisierung überflüssig zu werden. Eine solche Stimmung kann die Einführung neuer Systeme massiv bremsen.
Selbst auf Führungsebene sind digitale Kompetenzen nicht immer ausreichend vorhanden. Nicht wenige Vorstände und Geschäftsführer der etablierten Generation tun sich schwer mit den Feinheiten aktueller Technologietrends. Wenn aber die Unternehmensleitung digitale Entwicklungen nicht versteht, werden sie auch nicht zur Priorität gemacht. Manche Firmen haben bis heute keine klar definierte Digitalstrategie, schlicht weil das Thema in der Führungsetage kein Heimspiel ist. Stattdessen verlässt man sich vielleicht auf die IT-Abteilung – doch Digitalisierung betrifft alle Bereiche, vom Marketing über den Vertrieb bis zur Produktion. Ohne ein Grundverständnis in der gesamten Organisation bleibt Digitalinitiative Stückwerk.
ÜBERBORDENDE BÜROKRATIE UND REGULATORISCHE HEMMNISSE
Auch äußere Rahmenbedingungen können zum Stolperstein werden: Überbordende Bürokratie und hemmende Regulierung bremsen viele Vorhaben. Neben innerbetrieblichen Faktoren können auch äußere Rahmenbedingungen Unternehmen digital ausbremsen. In Deutschland wird häufig auf hohe regulatorische Hürden und bürokratische Auflagen verwiesen, die die digitale Transformation erschweren. Dieses Warnsignal manifestiert sich etwa in den Bereichen Datenschutz, Genehmigungsverfahren, Dokumentationspflichten und anderen gesetzlichen Vorgaben, die im internationalen Vergleich als besonders komplex oder restriktiv gelten.
DATENSCHUTZ UND LANGSAME VERWALTUNGSPROZESSE
Seit Einführung der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) im Jahr 2018 sind Unternehmen verpflichtet, sehr strikte Regeln beim Umgang mit personenbezogenen Daten einzuhalten. Grundsätzlich ist Datenschutz wichtig, darin sind sich alle einig – doch viele Betriebe erleben ihn inzwischen als Innovationsbremse Nummer eins. In Umfragen nennen rund 88 % der Unternehmen den Datenschutz als starkes Digitalisierungshemmnis. Warum? Weil die Grenzen zwischen dem berechtigten Schutz der Privatsphäre und der Nutzung von Daten für sinnvolle Innovationen oft als zu eng gezogen empfunden werden. Firmen haben Angst, in rechtliche Fallen zu tappen, sobald sie Daten intensiver nutzen möchten. Ein Beispiel: Ein Maschinenbauunternehmen könnte die Betriebsdaten seiner verkauften Anlagen auswerten, um bessere Services (etwa vorausschauende Wartung) anzubieten. Doch sobald diese Daten einem bestimmten Kunden zuordenbar sind, geraten sie unter DSGVO-Vorgaben – und viele Unternehmen schrecken dann davor zurück, solche Analysen überhaupt zu starten, aus Furcht vor Abmahnungen oder Bußgeldern. Ähnlich bei KI-Entwicklung: Das Training von Algorithmen erfordert oft große Datenmengen, doch wenn diese Daten personenbezogene Anteile haben (z.B. Kundendaten), sind die Hürden hoch, sie zu verwenden. Die Folge: Man lässt es lieber sein oder investiert viel Zeit und Geld in juristische Prüfungen, bevor ein Projekt starten kann.
Neben dem Datenschutz gibt es zahlreiche weitere regulatorische Stolpersteine. Viele Unternehmen ächzen unter Dokumentations- und Berichtspflichten, die in Deutschland sehr umfangreich sind. Ob Arbeitszeitnachweise, Buchführungsregeln, Produktsicherheitsdokumente oder Berichte für Behörden – die Papier- bzw. mittlerweile PDF-Flut bindet erhebliche Ressourcen. Jede neue Vorschrift (etwa im Bereich Compliance, Nachhaltigkeitsberichterstattung oder IT-Sicherheit) erfordert zusätzliche Prozesse und Tools. Gerade kleine Unternehmen fühlen sich hier oft überfordert: Ihnen fehlt eine eigene Rechts- oder Compliance-Abteilung, so dass der Unternehmer oder die Geschäftsführung persönlich sich durch den Dschungel an Vorgaben kämpfen muss. Zeit, die dann für strategische Digitalisierungsprojekte fehlt. Laut Schätzungen kosten die bürokratischen Belastungen die deutsche Wirtschaft jedes Jahr einen hohen zweistelligen Milliardenbetrag an entgangener Wertschöpfung – Kapazitäten, die man durchaus produktiver in Innovation stecken könnte.
Ein weiteres Thema ist die Langsamkeit von Verwaltungs- und Genehmigungsprozessen. Wenn ein Unternehmen neue Technologien einführen oder Investitionen tätigen will, braucht es mitunter behördliche Genehmigungen oder muss zumindest Anzeigen erstatten. Hier zeigen sich teils frappierende Unterschiede zu anderen Ländern: Während anderorts viele Abläufe digital und schnell gehen, ziehen sie sich in Deutschland oft quälend lange hin. Ein Beispiel, das oft zitiert wird: Die Genehmigung für den Transport von übergroßen Gütern (etwa Windrad-Rotorblättern) dauert in Deutschland im Schnitt viele Monate und erfordert stapelweise Papier, während in den Niederlanden ein vergleichbarer Prozess in wenigen Tagen digital erledigt werden kann. Solche Verzögerungen in der öffentlichen Verwaltung wirken wie Sand im Getriebe der Wirtschaft. Wenn ein Unternehmen ein Jahr auf eine Baugenehmigung für eine neue Fabrikhalle warten muss, dann verzögert das auch alle digitalen Vorhaben, die daran geknüpft sind. Schnelles Internet nützt nichts, wenn man monatelang auf die Erlaubnis warten muss, einen Sendemast aufzustellen oder eine Glasfaserleitung zu verlegen. Diese Erfahrung haben bereits etliche Firmen gemacht: Nicht die Technik selbst ist das Problem, sondern der formale Weg dorthin.
Zudem sorgt die Zersplitterung von Zuständigkeiten und Regelungen für Verunsicherung. In Deutschland reden bei Digitalthemen oft viele Stellen mit: Bundesbehörden, Landesbehörden, manchmal sogar kommunale Vorgaben. Einheitliche Standards fehlen bisweilen. Ein Unternehmen, das bundesweit agiert, sieht sich womöglich mit 16 verschiedenen Landesregelungen konfrontiert, wenn es z.B. digitale Bildungsangebote anbieten oder eine bestimmte Software im Gesundheitsbereich einsetzen will. Das erhöht den Abstimmungsaufwand beträchtlich.
STARRE UNTERNEHMENSKULTUR OHNE AUSREICHENDE AGILITÄT
Nicht zuletzt kann eine starre Unternehmenskultur ohne ausreichende Agilität den digitalen Wandel behindern. Nicht zuletzt kann auch die innere Haltung einer Organisation zum Stolperstein werden. Eine digitale Transformation verlangt häufig einen Kulturwandel im Unternehmen – weg von Silodenken, Risikoscheu und übermäßiger Hierarchie hin zu Agilität, Experimentierfreude und kundenorientierter Innovation. Wenn ein Unternehmen jedoch an traditionellen Denkweisen und Strukturen festhält, sendet das unweigerlich Warnsignale für digitalen Rückstand.
In vielen etablierten Firmen – gerade solchen, die über Jahrzehnte erfolgreich am Markt waren – herrschen gewachsene Strukturen. Entscheidungen laufen top-down und brauchen mitunter viele Abstimmungsschleifen. Jede Veränderung durchläuft zahlreiche Gremien und Freigaben. Das sorgt zwar für Kontrolle und Stabilität, aber in Zeiten schnellen Wandels kann es lähmend wirken. Während junge, digital getriebene Unternehmen innerhalb von Wochen neue Features testen und bei Misserfolg verwerfen („fail fast“), planen traditionelle Unternehmen monatelang, bevor ein Pilotprojekt startet. Diese Langsamkeit der Entscheidungsfindung ist ein ernstes Hindernis: Rund 37 % der Firmen geben an, dass lange interne Prozesse ihre Digitalisierung ausbremsen. Bis eine Innovation durch alle Instanzen ist, haben Wettbewerber womöglich schon Fakten geschaffen.

RISIKOBEREITSCHAFT UND FEHLERKULTUR
Hinzu kommt oft eine geringe Risikobereitschaft in der Führungskultur. Deutsche Unternehmen sind stolz auf ihre Qualität und Gründlichkeit – was aber auch dazu führt, dass man Fehler um jeden Preis vermeiden will. Neues auszuprobieren birgt jedoch immer das Risiko des Scheiterns. In einer digitalen Kultur wird Scheitern als Lernchance gesehen („Fail fast, learn faster“), doch in manch klassischem Unternehmen gilt es noch als Makel. So zögern Mitarbeiter, eigene Ideen vorzuschlagen, aus Angst, sie könnten nicht perfekt sein. Projekte werden lieber zig Mal geprüft, anstatt mutig lanciert. Dieser Mentalitätsunterschied ist schwer messbar, aber in Umfragen nennen 43 % der Unternehmen explizit eine mangelnde Risikobereitschaft im eigenen Haus als Hemmnis für den digitalen Wandel. Wenn Innovationsvorschläge intern mit Skepsis und dem Fingerzeig auf mögliche Probleme erstickt werden („Das haben wir noch nie so gemacht“, „Was, wenn etwas schiefgeht?“), bleibt der Fortschritt aus.
Eine starre Kultur zeigt sich auch darin, wie mit Wissen und Zusammenarbeit umgegangen wird. In einigen Unternehmen herrscht Silo-Denken: Jede Abteilung kocht ihr eigenes Süppchen, Informationen werden nur sparsam geteilt. Dabei lebt Digitalisierung von Vernetzung – nicht nur technisch, sondern auch menschlich. Wenn der Vertrieb seine Erkenntnisse nicht mit der Produktentwicklung teilt oder die IT-Abteilung isoliert vom Rest agiert, entstehen Inseln im Unternehmen. Digitale Projekte erfordern aber meist interdisziplinäre Teams: Entwickler, Fachexperten, Marketing, alle an einem Tisch. In einer Kultur, die stark hierarchisch oder abteilungsorientiert ist, muss dieses Umdenken erst mühsam erlernt werden. Mitarbeiter sind es vielleicht gewohnt, streng nach Vorgaben ihres Chefs zu arbeiten, anstatt eigeninitiativ bereichsübergreifend Lösungen zu suchen. Das Empowerment – also das Ermöglichen eigenverantwortlichen Handelns – ist jedoch ein Schlüssel, damit digitale Innovation entstehen kann. Fehlt es daran, verharren viele in der Haltung „Dafür bin ich nicht zuständig“, und gute Ideen versanden.
GENERATIONSWANDEL UND ERWARTUNGEN DER MITARBEITER
Ein weiterer Indikator sind fehlende externe Impulse. Unternehmen, die kaum Austausch mit Start-ups, Hochschulen oder anderen Betrieben pflegen, laufen Gefahr, im eigenen Saft zu schmoren. Etwa 23 % der Firmen bemängeln, dass ihnen der Austausch über Best Practices fehlt. Man erfindet nicht nur das Rad neu, sondern erkennt Trends erst spät, weil man sich nicht vernetzt. Eine innovative Kultur hingegen schaut über den Tellerrand, holt sich frische Ideen von außen, sei es durch Netzwerkveranstaltungen, Kooperationen oder einfach durch das offene Ohr für junge Mitarbeiter mit neuen Ansätzen. Wer in der Führungsetage neue Entwicklungen womöglich belächelt (die berühmten Aussagen wie „Dieses Internet wird sich nicht durchsetzen“ aus früheren Jahrzehnten), schafft ein Klima, in dem Wandel behindert wird.
Auch die Einstellung der Belegschaft insgesamt spielt mit hinein. Veränderung kann Angst machen – das ist menschlich. Insbesondere die junge Generation, die jetzt in den Arbeitsmarkt drängt, erwartet eine digital geprägte Arbeitswelt. Studien zeigen etwa, dass ein großer Teil der Auszubildenden unzufrieden ist, wenn im Betrieb kaum digitale Hilfsmittel zum Einsatz kommen – viele würden einen Arbeitgeber, der sie technisch hängen lässt, nach Abschluss der Ausbildung nicht weiterempfehlen. Dieser „Generation Z“-Effekt zwingt Unternehmen quasi zum Umdenken: Um als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben und talentierte junge Leute zu halten, muss die Arbeitskultur modern und digital sein. Alte Hierarchien und analoge Abläufe stoßen bei den Digital Natives auf Unverständnis.
MASSNAHMEN ZUR SCHNELLEN ANPASSUNG UND AUFHOLJAGD IM DIGITALEN WETTBEWERB
Angesichts dieser vielen Warnsignale – von technologischen Defiziten über Personalmangel bis hin zu kulturellen Barrieren – dürfte klar sein: Abwarten ist keine Option. Doch die gute Nachricht ist, dass es auch zahlreiche Ansatzpunkte gibt, um gegenzusteuern. Deutsche Unternehmen sind keineswegs zum digitalen Scheitern verurteilt; im Gegenteil, mit entschlossenem Handeln lässt sich der Rückstand aufholen. Wichtig ist, die Herausforderung ganzheitlich anzugehen und sowohl in Technik als auch in Menschen und Prozesse zu investieren. Im Folgenden werden zunächst zentrale Problemfelder beleuchtet – von Innovationsdefiziten über veraltete IT-Infrastruktur bis hin zu Kompetenzlücken und regulatorischen Hemmnissen. Darauf aufbauend werden praxisnahe Maßnahmen diskutiert, mit denen deutsche Unternehmen – ob KMU oder Großkonzern – den Anschluss im digitalen Wettbewerb schaffen können. Diese reichen von der Modernisierung der technischen Basis über die Einführung neuer Arbeitsweisen bis hin zur Nutzung externer Partnerschaften und Fördermittel. Entscheidend ist, dass man jetzt Tempo aufnimmt und die Komfortzone verlässt. Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt – und im Digitalen sollten diese Schritte idealerweise schnell und mutig sein.
MODERNISIERUNG DER IT-SYSTEME
Ein logischer erster Schritt aus dem digitalen Rückstand ist die umfassende Modernisierung der IT-Systeme und der Abbau sogenannter „technischer Schulden“. Einer der ersten und naheliegendsten Schritte, um digital aufzuholen, ist die umfassende Modernisierung der IT-Infrastruktur. Nachdem wir erkannt haben, dass veraltete Systeme ein Kernproblem darstellen, gilt es nun, diese „technischen Schulden“ systematisch abzubauen. Jedes Unternehmen sollte einen kritischen Blick auf seine bestehende IT-Landschaft werfen: Welche Hardware und Software ist überaltet? Wo laufen noch Systeme, die nicht mehr unterstützt werden oder die kaum mit neuer Technologie kompatibel sind? Wo bestehen Medienbrüche und Insellösungen, die einen durchgängigen Datenfluss verhindern? Die Beantwortung dieser Fragen mündet idealerweise in einen IT-Modernisierungsplan.
MIGRATION IN DIE CLOUD UND SYSTEMINTEGRATION
Die Modernisierung kann in mehreren Dimensionen erfolgen. Zunächst geht es um Hardware-Erneuerung: Alte Server, die seit vielen Jahren im Keller laufen, können durch moderne Server oder – noch effizienter – durch Cloud-Services ersetzt werden. Arbeitsplatzrechner und Laptops sollten auf einem aktuellen Stand sein, damit neue Software darauf flüssig läuft. Netzwerkkomponenten (Router, Switches, Firewalls) müssen dem steigenden Datenverkehr gewachsen sein – ein Upgrade auf Gigabit-Netzwerke oder WiFi-6-Standards kann hier Wunder wirken, wenn bisherige Netzwerke dauernd überlastet sind. Nichts ist frustrierender, als wenn Investitionen in neue Software ins Leere laufen, weil die Hardware sie nicht stemmen kann.
Noch wichtiger ist die Software- und Systemmodernisierung. Unternehmen, die noch mit ERP-Systemen von vor 20 Jahren arbeiten oder eine Vielzahl separater Anwendungen ohne Integration nutzen, sollten überlegen, auf aktuelle Lösungen umzusteigen. Das kann bedeuten: Migration auf ein modernes ERP oder CRM, Einführung von cloudbasierten Kollaborationsplattformen, Ablösung selbstgestrickter Software durch Standardlösungen, wo dies sinnvoll ist. Freilich ist ein solcher Wechsel komplex – man kann nicht von heute auf morgen alle alten Anwendungen abschalten. Aber ein schrittweises Vorgehen ist möglich: Modul für Modul erneuern, Daten migrieren und parallel alte und neue Systeme eine Zeit lang betreiben, bis der Übergang geschafft ist.
Eine Schlüsselrolle spielt hierbei die Cloud-Technologie. Sie bietet die Möglichkeit, IT-Infrastruktur flexibel und ohne hohe Anfangsinvestitionen zu modernisieren. Anstatt einen neuen eigenen Server zu kaufen, kann man Rechenleistung, Speicher und Software aus der Cloud mieten. Das hat mehrere Vorteile: Cloud-Dienste sind stets auf aktuellem technischen Stand – der Anbieter kümmert sich um Updates und Sicherheit. Zudem kann man Kapazitäten je nach Bedarf hoch- oder herunterfahren. Für wachsende Unternehmen oder saisonale Geschäfte ist das ideal. Wer noch zögert, sollte zumindest mit weniger kritischen Anwendungen erste Cloud-Erfahrungen sammeln – etwa mit einer Cloud-Backup-Lösung oder einer Software aus der Cloud (Software-as-a-Service) für bestimmte Funktionen. Immer mehr Firmen lagern Teile ihrer IT in die Cloud aus, um Legacy-Systeme abzulösen.
Die Modernisierung von IT-Systemen umfasst auch Daten- und Systemintegration. Alte Datensilos müssen aufgebrochen werden. Das kann z.B. heißen: Ein zentrales Datenmanagement einführen, sodass Kundendaten, die bisher in verschiedenen Abteilungen verteilt liegen, endlich zusammengeführt werden. Oder Schnittstellen (APIs) implementieren, damit verschiedene Softwarepakete miteinander kommunizieren können. Die Einführung einer unternehmensweiten Datenplattform oder zumindest die Vernetzung der wichtigsten Systeme schafft die Grundlage dafür, fortgeschrittene Technologien wie KI und Analytics später effektiv einsetzen zu können.

EINSATZ VON KÜNSTLICHER INTELLIGENZ (KI) UND CLOUD-COMPUTING
Neben einer modernen IT-Grundlage sollte ein Unternehmen auch neue Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und Cloud-Computing gezielt einsetzen. Eine technische Erneuerung der IT bildet das Fundament – doch darauf aufbauend müssen auch die neuesten digitalen Werkzeuge in den Betrieb integriert werden, um wirklich aufzuholen. Zwei der wichtigsten Treiber der aktuellen digitalen Revolution sind Künstliche Intelligenz (KI) und Cloud-Computing. Unternehmen, die diese Technologien frühzeitig und sinnvoll einsetzen, verschaffen sich oft einen entscheidenden Vorsprung.
CLOUD-STRATEGIEN FÜR FLEXIBILITÄT
Cloud-Computing ermöglicht es, IT-Ressourcen und Software dynamisch über das Internet zu beziehen, statt alles im eigenen Haus zu betreiben. Dieser Paradigmenwechsel bietet enorme Chancen besonders für Unternehmen, die flexibel und schnell agieren wollen. Durch die Cloud können auch kleinere Firmen Infrastruktur nutzen, die früher nur Großkonzernen vorbehalten war – vom leistungsfähigen Rechenzentrum bis zu komplexen Softwarelösungen. Die Cloud macht es möglich, neue Systeme in Tagen statt in Monaten bereitzustellen. Will man etwa eine neue E-Commerce-Plattform oder ein Datenanalyse-Tool einführen, kann man heute oft einfach einen Cloud-Dienst buchen, statt erst Hardware zu beschaffen und Software aufwendig zu installieren. Das verkürzt Innovationszyklen massiv. Außerdem entlastet es die interne IT von Routineaufgaben (Server warten, Backups erstellen etc.), sodass diese sich mehr auf wertschöpfende Projekte konzentrieren kann.
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ ALS ENTSCHEIDENDER WETTBEWERBSFAKTOR
Künstliche Intelligenz (KI) gilt als Schlüsseltechnologie, die Branchen grundlegend verändern wird – von der Produktion über die Logistik bis zum Kundenservice. Mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen ist überzeugt, dass Firmen, die früh auf KI setzen, einen Wettbewerbsvorteil haben werden. Es reicht dabei nicht, KI nur als Zukunftsmusik zu betrachten; es gibt bereits heute zahlreiche KI-Anwendungen, die in Unternehmen produktiv genutzt werden können. Der erste Schritt besteht darin, die Potenziale der KI im eigenen Geschäftsmodell zu identifizieren: Wo fallen Daten an, die man mit intelligenten Algorithmen auswerten könnte? Welche Entscheidungsprozesse ließen sich durch KI-Unterstützung verbessern? Wo gibt es repetitive Aufgaben, die eine KI (z.B. in Form eines Chatbots oder einer automatischen Bilderkennung) schneller erledigen könnte?
Eine ganz aktuelle Facette ist die generative KI – also KI-Systeme, die eigenständig Texte, Bilder oder sogar Software-Code erzeugen können. Anwendungen wie ChatGPT zeigen, welches Potenzial hier liegt: Sie können beispielsweise im Kundenservice automatisch individuelle Antworten formulieren, im Marketing Inhalte erstellen oder in der Softwareentwicklung beim Programmieren assistieren. Unternehmen sollten prüfen, wie sie solche Werkzeuge produktiv nutzen können, um die Effizienz zu steigern. Gerade Routinekommunikation oder die Auswertung großer Textmengen lassen sich mit generativer KI deutlich beschleunigen.
Ein naheliegendes Einsatzfeld ist der Kundenservice. Hier setzen schon viele Firmen auf Chatbots oder Sprachassistenten, die rund um die Uhr einfache Anfragen beantworten. Das entlastet das Service-Personal und verkürzt Wartezeiten für Kunden. Moderne KI-gestützte Chatbots können dank Fortschritten in der Sprachverarbeitung (Natural Language Processing) erstaunlich menschliche Dialoge führen und aus Interaktionen lernen. Unternehmen, die etwa einen Online-Shop betreiben, können so den Großteil standardisierter Kundenanfragen (Lieferstatus, Retourenprozess, Produktinformationen) automatisiert beantworten lassen, während Mitarbeiter sich um komplexere Fälle kümmern.
Ein anderes Beispiel ist die Datenanalyse. Viele Betriebe sitzen auf einem Schatz an Daten – seien es Produktionsdaten aus Maschinen, Verkaufszahlen, Marktinformationen oder Nutzungsdaten von Produkten. KI kann helfen, Muster in diesen Daten zu erkennen, die ein Mensch kaum finden würde. Stichwort „Big Data“: Mit Methoden des maschinellen Lernens lassen sich Vorhersagemodelle erstellen, z.B. zur vorausschauenden Wartung: Maschinen melden mittels Sensoren kontinuierlich ihren Zustand, und eine KI lernt aus diesen Daten, Anzeichen eines drohenden Ausfalls zu erkennen. So kann man Wartung proaktiv durchführen, bevor es zum teuren Stillstand kommt.
Der Einstieg in KI muss nicht gleich in einem riesigen Projekt erfolgen. Oft sind Pilotprojekte sinnvoll: Man wählt einen begrenzten Anwendungsfall, z.B. die automatische E-Mail-Kategorisierung im Kundenservice oder eine KI-basierte Auswertung der Website-Analytics, und testet eine verfügbare Lösung. Viele KI-Tools lassen sich heute „as a Service“ aus der Cloud nutzen – man muss also kein eigenes KI-Team aufbauen, um erste Erfolge zu erzielen. Dienste wie automatische Übersetzung, Bilderkennung oder Sprachanalyse können über APIs gebucht werden. So kann auch ein mittelständisches Unternehmen ohne eigene Forschungsabteilung KI nutzen.

ETABLIERUNG EINER DIGITALKULTUR
Parallel zur technischen Transformation gilt es, im Unternehmen eine echte Digitalkultur zu etablieren und den Wandel in den Köpfen anzustoßen. Technik und Tools allein genügen nicht, wenn die Menschen im Unternehmen nicht dahinterstehen. Daher ist die Förderung einer Digitalkultur essenziell – also einer Unternehmenskultur, die Neuerungen offen gegenübersteht, bereichsübergreifende Zusammenarbeit fördert und Veränderungen als Chance begreift. Kulturwandel ist vielleicht der schwierigste, aber nachhaltigste Teil der digitalen Transformation.
VISION, VORBILD UND OFFENE KOMMUNIKATION
Jede kulturelle Veränderung beginnt oben. Die Unternehmensleitung muss deutlich machen, dass Digitalisierung Chefsache ist und Priorität genießt. Das bedeutet, eine klare Vision zu kommunizieren – wo soll das Unternehmen in fünf oder zehn Jahren digital stehen? – und diese Vision auch persönlich vorzuleben. Führungskräfte sollten sich mit digitalen Themen auseinandersetzen, Fortbildungen wahrnehmen und Interesse zeigen. Wenn der Geschäftsführer selbst mal an einem Digital-Workshop teilnimmt oder im Intranet über seine Erfahrungen mit neuen Tools bloggt, setzt das ein starkes Zeichen. Es signalisiert den Mitarbeitern: „Wir alle lernen und gehen diesen Weg gemeinsam.“ Umgekehrt gilt: Wenn oben nur Lippenbekenntnisse kommen, aber im Alltag die alte Welt gelebt wird, wird sich an der Basis kaum etwas ändern.
Eine Digitalkultur entsteht, wenn Mitarbeiter das Gefühl haben, Teil der Reise zu sein und mitgestalten zu können. Praktisch kann man das fördern, indem man regelmäßig über Digitalisierungsprojekte informiert (z.B. via Newsletter, Townhall-Meetings) und Feedback einholt. Mitarbeiter aller Ebenen verfügen oft über wertvolle Ideen, wie man Prozesse verbessern könnte – man muss sie nur fragen. Einige Unternehmen richten interne Innovationswettbewerbe oder Ideenplattformen ein, auf denen jeder Vorschläge einreichen kann, wie digitale Mittel den Arbeitsalltag verbessern. Die besten Ideen werden prämiert und umgesetzt.
EINFÜHRUNG AGILER METHODEN UND ARBEITSWEISEN
Ein weiterer entscheidender Hebel ist die Einführung agiler Methoden und Arbeitsweisen, um Flexibilität und Schnelligkeit zu erhöhen. Neben der allgemeinen Kulturfrage gibt es sehr konkrete Vorgehensmodelle, die Unternehmen helfen, schneller und flexibler zu werden – zusammengefasst unter dem Schlagwort agile Methoden. Agilität bedeutet in diesem Zusammenhang, starre Planungszyklen aufzubrechen und stattdessen in kurzen, anpassungsfähigen Iterationen zu arbeiten. Statt ein Projekt von Anfang bis Ende durchzuplanen und dann starr abzuarbeiten (wie in klassischen Wasserfall-Methoden), setzt man auf kontinuierliches Feedback, frühe Prototypen und schrittweise Verbesserungen. Die Einführung agiler Methoden ist für viele Firmen ein Gamechanger in der digitalen Transformation.
SCRUM, KANBAN UND DAS PRINZIP DER KUNDENZENTRIERUNG
Es gibt verschiedene agile Frameworks, von denen Scrum wohl das bekannteste ist. Ursprünglich in der Softwareentwicklung entstanden, lässt es sich heute auf viele Projektarten übertragen. Die Grundidee: Ein interdisziplinäres Team arbeitet in sogenannten Sprints (meist 2–4 Wochen) an klar definierten Aufgaben und stellt am Ende jedes Sprints ein greifbares Zwischenergebnis vor. Zum Sprintbeginn werden die Prioritäten festgelegt, zum Sprintende gibt es eine Bewertung und eine Retrospektive. Durch diese kurzen Zyklen kann man flexibel auf Veränderungen reagieren.
Kanban wiederum ist ein weniger strikt formalisiertes System, bei dem Aufgaben auf einem Board visualisiert werden (To Do, in Arbeit, erledigt), um den Workflow zu steuern und Engpässe sichtbar zu machen. Teams picken sich neue Aufgaben, sobald Kapazität frei wird, anstatt auf starre Phasen zu warten. Agile Methoden legen großen Wert darauf, früh und häufig Feedback von Endkunden oder Nutzern einzuholen. So fließt Kundenfeedback kontinuierlich ein. Diese Kundenzentrierung verbessert nicht nur das Endprodukt, sondern fördert intern auch ein Denken vom Nutzer her.
KOOPERATIONEN MIT START-UPS
Zusätzlich sollten Unternehmen Kooperationen mit Start-ups suchen, um Innovation durch externe Partnerschaften zu beschleunigen. Viele der bahnbrechenden digitalen Innovationen kommen nicht von etablierten Playern, sondern von jungen Start-ups. Diese kleinen, dynamischen Firmen bringen frische Ideen, neue Technologien und unkonventionelle Ansätze mit. Für traditionelle Unternehmen kann eine Zusammenarbeit mit Start-ups deshalb ein Turbo für die eigene Digitalisierung sein.
FORMEN UND VORTEILE VON KOOPERATIONEN
Start-ups sind oft Vorreiter bei neuen Technologien wie KI, Blockchain, Virtual Reality oder digitalen Plattformmodellen. Sie haben den Vorteil, frei von historischer Last und Konzernstrukturen zu agieren, können also sehr schnell innovative Lösungen entwickeln. Etablierte Unternehmen hingegen haben Ressourcen, Marktkenntnis und Kundenstämme, die vielen Start-ups fehlen. Eine Kooperation kann somit beide Seiten voranbringen: Das etablierte Unternehmen bekommt Zugang zu frischem Know-how und Produkten, das Start-up erhält Zugang zum Markt, zu Finanzierung oder Infrastruktur. Dieser „Win-Win“-Effekt kann konkret so aussehen: Ein Mittelständler aus der Fertigungsindustrie tut sich mit einem jungen KI-Start-up zusammen, um gemeinsam eine Lösung für die Qualitätsprüfung zu entwickeln.
Auch für Mittelständler gibt es viele solcher Möglichkeiten im kleineren Rahmen. Es muss nicht immer eine Beteiligung oder ein eigenes Accelerator-Programm sein. Oft reicht es schon, Start-ups als Lieferanten oder Technologiepartner in Betracht zu ziehen, wo man früher vielleicht nur bei großen bekannten Anbietern gekauft hätte.
UMFASSENDE WEITERBILDUNG UND QUALIFIZIERUNG
Eine weitere Schlüsselmethode ist die umfassende Weiterbildung und Qualifizierung der Belegschaft – also die gezielte Investition in die digitalen Fähigkeiten der Mitarbeiter. Eine der besten Investitionen, die ein Unternehmen tätigen kann, ist die in seine Mitarbeiter. Gerade angesichts des rasanten technologischen Wandels ist lebenslanges Lernen nicht nur ein Schlagwort, sondern bittere Notwendigkeit. Unternehmen, die ihre Belegschaft aktiv weiterbilden und neue digitale Kompetenzen aufbauen, können den Fachkräftemangel teilweise aus eigener Kraft mildern und zugleich die Adaptionsfähigkeit der Organisation erhöhen.
SYSTEMATISCHE WEITERBILDUNGSOFFENSIVE
Zunächst sollte ein Unternehmen prüfen, welche digitalen Kenntnisse und Fertigkeiten im Team vorhanden sind und wo Lücken bestehen. Daraus lässt sich ein Weiterbildungsplan ableiten. Dieser kann zum Beispiel beinhalten, dass alle Mitarbeiter Grundkompetenzen in bestimmten Bereichen erwerben (etwa sichere Nutzung von Standard-Software, Grundlagen von Datenschutz und IT-Sicherheit, Verständnis von digitalen Geschäftsprozessen) und dass für spezialisiertere Rollen tiefergehende Schulungen angeboten werden. Es empfiehlt sich, Weiterbildung als festen Posten im Jahresbudget einzuplanen und nicht als freiwillige Kür zu behandeln.
INTERNE UND EXTERNE SCHULUNGEN
Nicht jede Kompetenz muss durch teure externe Seminare vermittelt werden. Viele Betriebe verfügen bereits über interne Experten, die ihr Wissen weitergeben können. Ein Ansatz ist das Konzept der „Digitalen Botschafter“ oder internen Trainer: Mitarbeiter, die sich in einem bestimmten digitalen Gebiet gut auskennen, bereiten kurze Workshops für Kolleginnen und Kollegen vor. Zum Beispiel kann der Marketingmanager, der sich privat intensiv mit Social Media auskennt, eine Schulung für das Vertriebsteam geben, wie man LinkedIn zur Kundenakquise nutzt. Oder die IT-Abteilung bietet regelmäßige Sprechstunden an.
UMSCHULUNG UND QUEREINSTIEG
Angesichts des IT-Fachkräftemangels ist es eine wertvolle Strategie, eigene Mitarbeiter zu Quereinsteigern in Digitalberufe zu entwickeln. Vielleicht gibt es in der Verwaltung einen technisch versierten Kollegen, der Lust hat, sich zum Datenbankentwickler weiterzubilden. Solche internen Karrierepfade können durch Partnerschaften mit Bildungsanbietern erleichtert werden.
NUTZUNG STAATLICHER FÖRDERPROGRAMME
Zuletzt sollten Unternehmen die staatlichen Förderprogramme nutzen, um finanzielle und beratende Unterstützung auszuschöpfen. Die öffentliche Hand hat erkannt, dass die Digitalisierung der Wirtschaft ein entscheidender Erfolgsfaktor ist, und in den letzten Jahren eine Reihe von Förderprogrammen aufgelegt. Diese richten sich insbesondere an kleine und mittlere Unternehmen, die oft nicht über große Budgets für Digitalisierung verfügen. Unternehmer sollten sich unbedingt mit diesen Angeboten vertraut machen.
INVESTITIONSZUSCHÜSSE, BERATUNGSFÖRDERUNG UND KREDITE
Eines der bekannten Bundesprogramme war „Digital Jetzt“, das bis 2023 lief. Hier konnten KMU Zuschüsse für Investitionen in Hard- und Software sowie in Qualifizierung beantragen. Obwohl dieses konkrete Programm aktuell ausgelaufen ist, dienen seine Grundideen als Modell: Es lohnt sich, nach Nachfolgeprogrammen Ausschau zu halten oder auf Landesebene vergleichbare Angebote zu nutzen. Viele Bundesländer haben eigene Digitalisierungsprämien oder Digitalgutscheine.
Nicht nur konkrete Investitionen, auch Beratungsleistungen werden gefördert. Das Bundesprogramm „go-digital“ beispielsweise erstattete einen Großteil der Kosten, wenn sich ein kleines Unternehmen von zertifizierten Beratungsunternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung eines Digitalisierungsplans helfen ließ. Solche Beratungsförderungen (teilweise auch über die BAFA – Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) sind goldwert, weil sie KMU den Zugang zu professionellem Know-how ermöglichen, das sie sich sonst vielleicht nicht leisten würden.
Neben Zuschüssen bietet der Staat auch zinsgünstige Kredite für Digitalisierungsvorhaben an. Die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) hat etwa spezielle Kreditprogramme wie den „ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit“. Auch steuerliche Förderungen existieren, z.B. die Forschungszulage für FuE-Projekte.
FAZIT: JETZT AUFBRECHEN UND DIE ZUKUNFT SELBST GESTALTEN
Abschließend lässt sich festhalten: Die Vermeidung der digitalen Irrelevanz erfordert entschlossenes Handeln auf breiter Front. Es reicht nicht, an einem einzelnen Stellschräubchen zu drehen – die Digitalisierung durchdringt alle Bereiche des Unternehmens. Wer die Warnsignale frühzeitig erkennt und die beschriebenen Maßnahmen beherzt umsetzt, kann den Anschluss im digitalen Wettbewerb schaffen. Deutschland mag in manchem Bereich noch hinterherhinken, doch die Aufholjagd ist möglich. Viele Unternehmen haben bereits vorgemacht, dass Wandel gelingen kann, wenn Vision, Mut und Ausdauer zusammenkommen.
Wichtig ist, jetzt zu beginnen – jedes Zögern vergrößert die Lücke nur. Die Technologien und Konzepte stehen bereit, die Fördermittel und Partnerschaften ebenso. Es liegt an den Unternehmerinnen und Unternehmern, den Handlungsbedarf anzuerkennen und die Initiative zu ergreifen. Die digitale Transformation ist kein einmaliges Projekt, sondern eine dauerhafte Aufgabe. Doch sie ist vor allem eine Chance: eine Chance, Geschäftsmodelle zu erneuern, Prozesse effektiver zu gestalten, Kunden neu zu begeistern und zukunftssichere Arbeitsplätze zu schaffen. Wer diese Chance nutzt, wird nicht nur die Irrelevanz vermeiden, sondern gestärkt aus dem Wandel hervorgehen. Die Zeit zu handeln ist jetzt – packen wir es an.
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QUELLEN
- Bitkom – „Digitalisierung der deutschen Wirtschaft kommt nur langsam voran“ (Presseinformation vom 12.03.2025): https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Digitalisierung-der-deutschen-Wirtschaft-kommt-nur-langsam-voran
- Bitkom – „Rekord-Fachkräftemangel: In Deutschland sind 149.000 IT-Jobs unbesetzt“ (Presseinformation vom 13.12.2023):https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Rekord-Fachkraeftemangel-In-Deutschland-sind-149000-IT-Jobs-unbesetzt
- Bitkom – „Deutsche Unternehmen haben keine Zeit für Startups“ (Presseinformation vom 15.08.2022): https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Deutsche-Unternehmen-haben-keine-Zeit-fuer-Startups
- Eurostat (via CIO.de) – „Platz 18 in der EU: Deutschen mangelt es an digitalen Kompetenzen“ (Meldung vom 26.02.2024): https://www.cio.de/a/platz-18-in-der-eu-deutschen-mangelt-es-an-digitalen-kompetenzen,3685850
- DIHK – „Digitalisierung in Deutschland: Zwischen Effizienz und Bürokratie“ (Digitalisierungsumfrage 2025, Bericht vom 11.03.2025): https://www.dihk.de/de/themen-und-politik/wirtschaftspolitik/digitalisierung/digitalisierungsumfrage-2025-zwischen-effizienz-und-buerokratie-55594
- Wirtschaftsrat der CDU – „Warum Deutschland bei der Digitalisierung hängen bleibt“ (Artikel vom 05.12.2024): https://www.wirtschaftsrat.de/wirtschaftsrat.nsf/id/warum-deutschland-bei-der-digitalisierung-haengen-bleibt-de
- Institut der deutschen Wirtschaft (IW) – „Studie zu Datenkompetenzen im Mittelstand“ (2024, via bidt Themenmonitor): https://www.iwkoeln.de/studien/datenkompetenzen-im-mittelstand.html und https://www.bidt.digital/themenmonitor-mittelstand-studie
- Alexander Giesecke – „Digitalisierung oder Niedergang: Warum der Mittelstand jetzt handeln muss“ (Digitale Welt Magazin, 2023): https://digitaleweltmagazin.de/2023/02/digitalisierung-oder-niedergang-warum-der-mittelstand-jetzt-handeln-muss
- itPortal24 – „Förderprogramme für Digitalisierung 2025: Überblick“ (Übersichtsartikel, 2023): https://www.itportal24.de/foerderprogramme-fuer-digitalisierung-2025-ueberblick